Über Anna Happach

Anna Happach

Am 27. 5. 1892 kam Anna Wilhelmine Happach in Forlitz-Blaukirchen bei Emden (Ostfriesland) zur Welt.
Ihr Vater, Bernhard Gottfried Ludwig Happach (1851-1898), war Pastor. Die Familie lebte im Pastorenhaus in Forlitz-Blaukirchen. Die Mutter, Helene Friederike Johanne Happach, geb. Elster, (1864-1950) musste nach dem frühen Tod ihres Mannes mit ihren Kindern aus dem Haus ausziehen. Um den Lebensunterhalt der Familie zu bestreiten, wurde sie Hausdame in einem Internat. Anna hatte zwei Brüder: Bernhard (1888-1967) und Julius (1895-1975).

1920  etwa Elternhaus Anna Happach in Forlitz-Blaukirchen

Von 1914 bis 1919 studierte Anna Happach Kunst an der Düsseldorfer Malerschule bzw. Kunstakademie Düsseldorf. Hier entstanden die meisten der über Hundert Stillleben, Landschaftsbilder, Porträts und Skizzen, die die unverwechselbare Handschrift der Künstlerin tragen. Ihr Stil unterscheidet sich deutlich von dem zeitgenössischer Künstler: der Bildaufbau ist ungewöhnlich, der Pinselstrich eigenwillig, und die Motiv- wie auch die Farbwahl haben expressionistische Züge.
Anna Happach verwendete Kohle, Bleistift, Pastell, Gouache und Aquarellfarben. Als Malgrund diente ihr geschöpftes Papier in verschiedenen Naturtönen. Nie malte sie auf Leinwand. Ein besonderes Merkmal ihrer Bilder ist, dass sie die Konstruktionslinien im Bild nicht löschte, sondern sie als eigenwillige Stilnote im Bild beließ. Insbesondere die Porträts zeigen das ungewöhnliche Talent Anna Happachs, mit wenigen Strichen Ausdruck und Tiefe zu erzeugen.

1922 Anna Happach Porträt

Nach dem Studium ging Anna Happach ein Jahr lang in die Handweblehre zu Martha Vogeler, der Ehefrau von Heinrich Vogeler. Die Weberei war in Worpswede im „Haus im Schluh“. Hier schloss sie sich dem Freundeskreis um Hans Saebens, Fotograf (1895 -1969), und Alfred Depser, später Maler auf Juist (1899 – 1990), an.

Um 1930 eröffnete Anna Happach, inzwischen Handwebmeisterin, eine eigene Weberei im Wohnhaus ihrer Mutter an der Stiftsmühle in der Georgstraße in Aurich. Sie pflegte auch hier Kontakte zu zeitgenössischen Künstlern, darunter der ostfriesische Maler Hinrikus Bikker-Riepe (1925 – 1997), der als junger Grafiker seine Werke im Schaufenster der Weberei ausstellte. Mehrere Webschülerinnen wurden im Laufe der Zeit ausgebildet, darunter Antje Holz, geb. Roeloffs, heute 84 Jahre alt. Sie erinnert sich daran, dass in den Vierzigerjahren viel Aussteuerwäsche aus Leinen von reichen Bauernfamilien in Auftrag gegeben wurde. Bezahlt haben die Kunden häufig in Naturalien: auf diese Weise erhielt die Weberei Wolle für anspruchsvollere Webteppiche. Die naturbelassene Schafwolle wurde in der Weberei auch vorbereitet, gefärbt und versponnen.
Viele ostfriesische Kirchen erhielten Altardecken aus Anna Happachs Webstube.
In den 1950er Jahren wurden auch Stoffe für Kleider gewebt: So erhielt zum Beispiel der Auricher Heimatverein in den 1950er Jahren farbenfrohe Kleider aus Anna Happachs Webstube.1948 etwa Trachtenkleider

Um 1948: Webschülerinnen in handgewebten Kleidern für den Heimatverein vor der Handweberei in Aurich an der Stiftsmühle

Ihr geschulter Sinn für Formen und Farben machte viele Webstücke zu ausgesuchten Kunstwerken: Kissen, Decken, Polster- und Kleiderstoffe – vieles ist bis heute erhalten und beeindruckt durch zeitlos-schlichte Schönheit.

Ende der Vierzigerjahre kamen immer häufiger auch Aufträge der englischen Besatzungsmacht: meterweise graue Köperware für Uniformen und Decken wurde benötigt.
Zeit zum Malen blieb ihr dadurch nicht mehr.

Anna Happach blieb ledig und hatte keine Kinder.

Am 9.7.1963 starb Anna Happach im Alter von 71 Jahren in Hesel (Ostfriesland).

1935 etwa Anna Happach mit Mutter Helene Happach